Die Sicht des Waldpredigers auf die Welt

Es ist jetzt schon ein paar Jährchen her, daß der Waldprediger durch ein amtliches Schreiben aufgeforderte wurde, und zwar sehr nachdrücklich, sich nach Grevesmühlen zu verfügen.
Ohne den braven Bürgern dort zu nahe treten zu wollen, darf man behaupten, daß man nicht wirklich etwas versäumt, wenn man nicht dorthin fährt; allein daß die Leute dort oben den Ort selbst „Kreihnsdörp“ nennen, auf gut Deutsch also „Krähendorf“ , spricht ja Bände.
Aber der Waldprediger mußte.
Der Staat in der konkreten Erscheinung eines Amtsgerichtes verlangte Auskunft über seine Vermögensverhältnisse.
Der Gerichtsvollzieher, ein alles in allem sehr umgänglicher Herr wie sich im Verlauf der Unterhaltung herausstellte, mußte ihn schon erwartet haben. Er stand am Fenster guckte durch die Scheiben und sagte, ohne „Guten Morgen“ gewünscht zu haben, mit einem gewissen Unterton in der Stimme: „Schönes Auto, mit dem Sie da gekommen sind…“

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Ach, lieber Leser,
was war der Waldprediger heute wieder einmal so richtig glücklich, als er nach langen Monden unfreiwilliger Enthaltsamkeit wieder in seiner Klause mit dem kleinen Gärtchen aufschlug. Er, der schon beim bloßen Anblick und vor allem dem Geruch von Scampi, Garnelen oder gar Austern einen  Brechreiz bekommt, wurde aus heiterem Himmel mit einem Krebs beschenkt; der Leser mag sich schon denken, daß es sich hier nicht um einen fetten Hummer handelte, der den Waldprediger aus dem Gefecht nahm oder besser gesagt, für schmerzlich lange Zeit von seinem Zufluchtsort verbannte.

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Jetzt hat der Waldprediger, fast auf den Tag genau, ein Jahr lang geschwiegen. Nicht, weil er nichts mehr zu sagen wüßte, sondern weil er weise werden wollte. Ihm war ein Büchlein in die Hände gefallen, in dem der Dichter in seiner verzweifelten Nachteinsamkeit den Mond fragt:

Sprich, guter Pausback, gelb und heiter,
sag, lieber guter alter Mond,
ist heut die Welt, das Volk gescheiter?
Hat Goethes Wirken sich gelohnt?

Und was sagt der Mond?

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