Die Sicht des Waldpredigers auf die Welt

Jetzt hat der Waldprediger, fast auf den Tag genau, ein Jahr lang geschwiegen. Nicht, weil er nichts mehr zu sagen wüßte, sondern weil er weise werden wollte. Ihm war ein Büchlein in die Hände gefallen, in dem der Dichter in seiner verzweifelten Nachteinsamkeit den Mond fragt:

Sprich, guter Pausback, gelb und heiter,
sag, lieber guter alter Mond,
ist heut die Welt, das Volk gescheiter?
Hat Goethes Wirken sich gelohnt?

Und was sagt der Mond?

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Eigentlich wollte der Waldprediger erst Sylvester, zum Jahreswechsel, wieder ein paar Zeilen in das Weltnetz senden, aber nun, da ihm das Herz übergeht vor Freude, kann er einfach nicht länger mehr an sich halten; er muß seine Begeisterung in die Welt hinausjubeln und seine Dankbarkeit für Errettung aus höchster Gefahr: Nun danket alle, liebe Freunde, nein, nicht Gott, sondern unserer umsichtigen Regierung, die uns – in letzter Minute sozusagen – vor einem Staatsstreich fürchterlichster Art bewahrt hat.

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Es ist Nacht, tiefe Nacht. Schwarz gurgeln die Wassermassen im kleinen Fluss vor der Einsiedelei des Waldpredigers. In den Bergen hat die Schneeschmelze begonnen, beschleunigt durch einen warmen Dauerregen; abgerissene Äste, umgestürzte Bäume und anderes Treibgut wirbelt in den Fluten und kracht gegen die Brückenpfeiler. Im Stahlgeseil der Fahnenmasten pfeift und klirrt der Wind.  Bösartig faucht er durch den Schornstein bis in den Ofen hinein, in den der Waldprediger  gerade noch ein paar Buchenscheite gegeben hat und durch dessen Schauglas er, in seinem Sesselchen hockend, sinnierend blickt. Vom Turm der alten Klosterkirche am anderen Ufer schlägt es zwei Uhr.
Der Waldprediger kann nicht schlafen, denn draußen tobt nicht nur das Wetter, es tobt ein Krieg.

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