Hin und wieder flattert dem Waldprediger auch das ein oder andere Zeitungsblättchen in die Klause, wo es von ihm alsbald einer sinnvollen Verwendung zugeführt wird. Er hat nämlich einen sehr gefräßigen Kachelofen, der in der kalten Jahreszeit ganze Holzstöße verschlingt, die im morgendlichen Ritual mit Papier und Spänen entzündet werden. Natürlich läßt es sich nicht vermeiden, daß sein Blick bei aller Abgeklärtheit doch hin und wieder an einer Schlagzeile hängen bleibt.

„Zuwanderung sichert Bevölkerungswachstum"
sprang ihm da neulich ins Auge.

Nun zeigt die Praxis ja eindeutig, daß die Zuwanderer statt für die alten Ureinwohner Rente zu erarbeiten, die Sozialkassen in Milliardenhöhe zusätzlich belasten.

Aber darüber will der Waldprediger mal gelassen hinwegsehen, ihm geht es mehr um den Bevölkerungszuwachs an sich.

Über Jahrtausende waren die Völker immer wieder durch Hungersnöte, Seuchen, Kriege und Naturkatastrophen vom Aussterben bedroht, was durch verstärkte Fortpflanzung kompensiert wurde.
Dann kam die industrielle Revolution. Sie ermöglichte in einem bis dahin ungekannten und unmöglichen Ausmaße die Ernährung und Versorgung immer größerer Bevölkerungsmassen, die wiederum auch als Arbeitskräfte für die Ausweitung der Produktion benötigt wurden.

So kam es, daß aus einer Erdbevölkerung von schätzungsweise 750 Millionen im Jahre 1750 bis heute mehr als sieben Milliarden wurden.

Und   t ä g l i c h   kommt fast eine Viertelmillion dazu.
Dem Waldprediger wird ganz schwindlig. Er sieht seine Einsiedelei schon umringt von einer wuchernden Mega-City und allen damit verbundenen Übeln; denn die ausufernde Vermehrung der Menschheit raubt dem Planeten Erde die letzten Flecken unberührter Natur, steigert den Energieverbrauch und die Müllerzeugung ins Unermeßliche, vertilgt die noch vorhandenen, nicht ersetzbaren Ressourcen an Rohstoffen in immer dramatischerem Ausmaß, verschmutzt Wasser, Luft und Boden, mit Giften und Radioaktivität. Deshalb ist der

demografische Wandel,

der Rückgang der Bevölkerungszahlen in den westlichen Gesellschaften in den vergangenen Jahrzehnten kein Drama, wie es allseits falsch dargestellt wird, sondern ein

Segen für die Menschheit.

Warum starren wir - wie das Kaninchen auf die Schlange - wie hypnotisiert auf die magische Zahl von 80 Millionen?
Im Deutschen Kaiserreich waren es nur 40 Millionen und das Land war doppelt so groß wie unsere bunte Republik.

Auf diese Zahl sollten wir uns wieder zubewegen, meint der Waldprediger.

Jeder – wenn er wollte - könnte ein schnuckliges Einfamilienhaus im Grünen haben, und wer das Stadtleben vorzieht, würde in gut strukturierten gemütlichen Städtchen ohne Dreck- und Elendsviertel wohnen.

Aber die Rente! Die Rente!

Ja, geht es denn darum, die Bevölkerung den veralteten Systemen anzupassen oder sollten wir nicht besser die überholten Systeme den neuen Sozialstrukturen entsprechend umgestalten?

Wenn Sie, lieber Leser, noch glauben, daß Ihre Rente von der heutigen Jugend erarbeitet werden wird – dann träumen sie sanft weiter.
Der Waldprediger müßte nicht so häufig sorgenvoll in seine Geldbörse gucken, wenn man - statt ihm einen Teil seines Lohnes in Form von Rentenbeiträgen zwangsweise abzuknöpfen - wenn man ihm gestattet hätte, diese Beträge selbst sinnvoll anzulegen. Dann hätte er heute ein Vermögen auf der Kante, aus dem er sich bis zum Ende seiner Tage monatlich fünfmal soviel auszahlen könnte, wie ihm seine staatlich verordnete Vermögensverwaltung von den ihm abgepressten Beiträgen zurückzuzahlen geruht, da sie drei Viertel davon schon für ihre eigene Verwaltungsmaschinerie verbraten hat.
Und wer braucht 250 Krankenkassen, die alle in glitzernden Palästen sitzen und ihren Chefs Traumgehälter zahlen? Von IHK Berufsgenossenschaften, GEZ, GEMA und anderen Blutegeln ganz zu schweigen.

Die aktuelle Politik schlägt genau die falsche Richtung ein.

Statt auf die völlig veränderten Produktions- und Konsumtionsverhältnisse mit neuen, kreativen Gesellschaftskonzeptionen zu reagieren, setzt sie stur auf weiteres Bevölkerungswachstum und flutet das Land mit Einwanderern, was alle Probleme nur vertieft und verschärft.

Es muß aber
ein neues Zeitalter des intelligenten Rückbaus
einsetzen, wenn die Menschheit überleben will.
Minister, die in ihrem Leben noch nicht einen Tag wirklich sinnvoll gearbeitet haben, fordern öffentlich, ohne Scham über die Offenbarung ihrer geistigen Armseligkeit, eine Lebensarbeitszeit bis 70, dabei müßten wir längst die

4-Tage-Arbeitswoche

einführen und das Rentenalter auf mindestens 60 senken.

Doch dazu bedürfte es einer demokratischen Neugestaltung.

Wieso und von wem sie verhindert wird – darüber kann der Waldprediger sich leider erst beim nächsten Mal auslassen. Er muß jetzt nämlich Feuer machen, um seinen Haferbrei zu kochen. Nicht daß er krank wäre, aber Haferbrei ist gesund und dabei preiswert, und wenn er ihn noch hundert Jahre lang ißt, bekommt der Waldprediger vielleicht die von ihm eingezahlten Rentenbeiträge doch vollständig wieder heraus.

 

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